…und ihre Bedeutung für die Selbstheilung
Nervenzellen, die auf sensorischen Input hin die gleiche Aktivität wie das Beobachtungsobjekt zeigen, heissen „Spiegelneuronen“ (Mirror neurons). Sie wurden zuerst im Großhirn von Affen entdeckt [1]. Daraus wurden Konzepte und Erklärungen für Lernen durch Imitation (Modeling) entwickelt. Je länger und achtsamer – neugieriger! – man ein Verhalten beobachtet, desto mehr schlüpft man automatisch in die Rolle des Ausführenden!
Dieses Lernen, was zunächst unbewusst stattfindet, begründet den Einfluss unseres sozialen Umfeldes auf unser Verhalten – in besonderem Maße den Einfluss von Bezugspersonen. Unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit – der Herdentrieb – tut ein Übriges, um uns mit den Werten und Fähigkeiten auszustatten, die diesem Umfeld angepasst sind. Innerhalb dieses Rahmens prägt sich unsere Identität – und das, was wir als unsere Begrenzungen akzeptieren.
Interessant dazu sind die Vorbilder der Schetinin-Akademie in Russland: hier wird ein Lernmilieu geschaffen, das Schüler zur Immersion mit den verschiedenen Lern- und Interessengebieten bringt, weil es dort üblich ist, dass die Schüler einander unterrichten und mitreissen. Die Lerngeschwindigkeit ist dadurch um ein Vielfaches schneller als in konventinellen Schulen, obwohl die Kinder im jeweils eigenen Tempo lernen, oder – ihr Genie hervorholen! Ein wichtiger Faktor in diesem Modell ist auch die Gruppenidentität, Autarkie,Tradition und Stolz. Diese Schule und Erfahrungen existieren seit über 20 Jahren. [2]
Hintergrund von Vorlieben und Selbstvertrauen
Versagens- und Konflikterlebnisse prägen, in einem Umfeld wo sie wichtig genommen werden, unsere Persönlichkeit. In META-Health sprechen wir von Selbstwerteinbrüchen, die nicht nur unsere Vorlieben, Abneigungen und Coping-Strategien erklären, sondern die auch unseren Körper beeinflussen, insbesondere den Bewegungs- und Halteapparat. Sie erschaffen unsere Haltung, Bewegungs- und Lernfreude mit!
Ursprung von Selbstentwertungsempfindungen sind oft motorische Konflikte: man hat den Impuls oder das Bedürfnis etwas zu tun, aber die Ausführung wird behindert und es „klappt nicht“. Dies führt durch Konditionierung bzw Abspeicherung innerer und äusserer Faktoren wie Gedanken, Sinneseindrücke, Anwesende etc zur zukünftigen Inhibition oder „Paralyse“ dieser Aktion unter ähnlichen Bedingungen. Ausserdem führt es zum Gedanken „Ich kann das nicht, also bin ich ein Versager„, was dann als selbstzerstörerischer Glaubenssatz die Schwächung und Abbau der betroffenen Muskulatur nach sich ziehen kann.
Ein Beispiel: Als Schulkinder in der Sportstunde übten wir das Springen übers Pferd, wobei das Sprungbrett auf immer größeren Abstand gebracht wurde. Anlauf nehmen, kräftig aufs Brett springen, übers Pferd fliegen, Beine nach vorn schwingen, landen. Der Ablauf fiel mir leicht und machte Spaß. Bis zu dem Punkt, wo der Fluss gestört wurde. Ein Gedanke, Luftzug oder ein Geräusch – ich erinnere nur, dass ich anlief, und vom Pferd gestoppt wurde. Bamm. Nochmal – bamm. Ich hatte immer geglaubt, ich sei gut im Turnen. Ich war verzweifelt. Wer bin ich nun noch? Gab dann nicht auf und fing nochmal ganz von vorn an, mit ganz wenig Abstand. Trotzdem – später im Leben empfand ich mich immer als erdgebunden, und hochspringen „lag mir einfach nicht“.
Ähnliche Erlebnisse kann man auch in den Geschichten von Personen mit motorischen Lähmungen, mit Multipler Sklerose, mit Sehnenverkürzungen und Muskeldystrophie finden. Ein Schockerlebnis, was uns nicht loslässt, oder manchmal später im Leben einholt. Was unsere Glaubensmuster in Bezug auf das eigene Potenzial geprägt hat, die – oft unbewusst – die eigenen Ziele und deren Realisierung zu Fall bringen.
Zurück zu den Spiegelneuronen – und dem wiedergefundenen Lernerfolg!
Eine der fundamentalen Techniken der META-Health-Therapie ist das Resourcing – das Finden und Nutzen der für die Entwicklung benötigten Fähigkeiten im inneren oder äusseren Milieu. Wie die Schüler der Schetinin-Akademie einander unterstützen und inspirieren, so gibt es für alles, was Du lernen oder erwerben willst, die Quellen, das reale Modell. Du kannst Dich mit den Ressourcen bekannt machen, Wissen erwerben, Werkzeuge nutzen, von den Besten lernen, sie beobachten und imitieren. Wir lernen so – unbewusst – jeden Tag. Aber nicht nur von den Besten, sondern von allen, zu denen wir eine Beziehung aufbauen. Wir lernen auch, negative Glaubenssätze zu übernehmen.
Resourcing jedoch geschieht bewusst. Und die gute Nachricht: die Spiegelneuronen aktivieren nicht nur auf ein reales Vor-Bild hin, sondern sogar auf ein Vorgestelltes! Sie unterscheiden nicht zwischen äusseren und inneren Ressourcen. Dazu noch eine Geschichte aus der Praxis:
„Micha und die Goldringe“
Der Klient hat auf unsicherem Boden eine Bewegungshemmung, er hat Angst vor Höhen, vorm Fallen und vor dem Ertrinken – fühlt sich im Wasser unwohl, wenn er keinen Boden unter sich spürt. Empfindungen von Angst und Schwere sind in seinen Gliedern gespeichert. Über diese Gefühle findet er zu seinem ursächlichen Erlebnisschock – auch bei ihm aus der Schulzeit: der Schwimmlehrer schubste ihn vom Beckenrand, er sank „wie ein Stein“, verlor die Orientierung nach oben, und musste gerettet werden. Obwohl er heute erwachsen ist, reagieren seine Nerven und Muskeln noch mit der gleichen „Schockstarre“ und evtl Panikreaktion. Es reicht oft nicht, sich bewusst zu machen, dass diese Situation vorbei ist und man nun über alles Nötige verfügt, um genussvoll zu schwimmen. Daher wählen wir, die assoziierte Ursprungssituation neu zu verhandeln.
Der Klient darf sich entspannen und vor dem inneren Auge den erscheinen lassen, der ihm hilft. Er beschreibt aus seiner Erinnerung ein Kind, das mit Freude und Eleganz schwimmt und taucht – seinen Freund „Micha“. Ich ermuntere ihn, den Freund vom sicheren Rand aus zu beobachten, und mir seine Wahrnehmungen detailliert zu beschreiben. Zur Vereinfachung beobachtet er nun sogar unter Wasser, wie durch eine Aquariumscheibe, wenn Micha taucht. Ich leite ihn an herauszufinden, wie Micha das Ab- und Auftauchen steuert: er leitet dies durch die Bewegung seines Kopfes ein. Dies ist eine überraschende Erkenntnis – und macht den Klienten neugieriger! Im nächsten Schritt wagt er, in den sicheren Micha „einzusteigen“ und das Tauchen mitzufühlen. Dies nimmt ihm momentan die Angst und Unsicherheit, denn der Freund ist verlässlich. Ein Sieggefühl erschaffen wir, als Micha einen goldenen Ring vom Boden ertaucht. Zuletzt kommt die Herausforderung: „der nächste Ring ist für dich!“ Der Klient taucht nun in seiner Vorstellung selbst, und wendet das wiederholt Gefühlte und Gelernte an. Mit Sieggefühl taucht er stolz auf, und Micha gibt ihm „high-five“…
Inzwischen hat der Klient im realen Leben eine Taucherbrille!
Originalartikel von Kora Klapp auf www.meta-evolution.de
Quellen:
[1] G. di Pellegrino, L. Fadiga, L. Fogassi, V. Gallese, G. Rizzolatti: Understanding motor events: a neurophysiological study. In: Experimental brain research. Band 91, Nummer 1, 1992, ISSN 0014-4819, S. 176–180, PMID 1301372.
[2] https://www.sein.de/die-tekos-schule-11-jahre-schule-in-einem-jahr